Wolfgang Tillmans

feathered, 2014

In feathered richtet Wolfgang Tillmans seinen Blick auf einen Moment, der sich jeder eindeutigen Festlegung entzieht: ein Horizont aus Wolken, Licht und atmosphärischen Übergängen. Das Bild zeigt keinen dramatischen Höhepunkt, sondern eine stille Zwischenphase – ein Zustand zwischen Tag und Nacht, Verdichtung und Auflösung, Nähe und Ferne.

Typisch für Tillmans ist die Offenheit seiner fotografischen Haltung. Er arbeitet ohne hierarchische Motive, ohne die Unterscheidung zwischen »bedeutsamen« und »belanglosen« Sujets. Ob Studio, Alltag, Körper oder Himmel – alles gehört für ihn zum gleichen visuellen Kontinuum. Diese Haltung spiegelt sich in feathered ebenso wie sein Interesse an der Materialität der Fotografie: der feinen Körnung, den Abstufungen, dem Vertrauen darauf, dass ein Bild durch reines Sehen wirkt und nicht durch Inszenierung.

Die Kamera fungiert bei Tillmans als Erweiterung der Wahrnehmung. In feathered wird das Licht selbst zum zentralen Akteur: Eine schmale, helle Linie durchschneidet die Dunkelheit, während sich Wolkenformen weich überlagern – fast wie fein gefiederte Strukturen. Das Zusammenspiel aus Intimität und Weite, aus persönlicher Erfahrung und universeller Stimmung, ist charakteristisch für sein Werk.

feathered zeigt Tillmans’ besondere Fähigkeit, in scheinbar beiläufigen Situationen eine stille, fast meditative Konzentration freizulegen. Es ist eine Studie über Licht, Wahrnehmung und den Moment des Betrachtens – eine Einladung, die Welt nicht sofort zu deuten, sondern für einen Augenblick einfach nur wahrzunehmen.

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  • Print: 12 x 16 inches, 30.5 x 40.5 cm, Framed: 13 1/2 x 17 1/2 x 7/8 inches, 34.3 x 44.5 x 2.2 cm

  • Edition 7 / 10, 1 AP