Friedrich Kunath

I Don’t Feel Like Talking, 2020

Friedrich Kunath ist bekannt für Werke, in denen Sehnsucht, Humor und Melancholie ineinander übergehen. Er kombiniert romantische Bildwelten mit lakonischen Sätzen, die wirken, als kämen sie aus Popkultur, Tagebucheinträgen oder banalen Momenten des Alltags. So verwandelt er große Gefühle in stille, manchmal ironisch gebrochene Stimmungen – und zeigt, wie ernst es der Humor mit uns meint.

In I Don’t Feel Like Talking malt Kunath eine dichte, nebelverhangene Waldlandschaft, die an romantische Naturvorstellungen erinnert. Doch sie liegt nicht auf Leinwand, sondern auf einem überdimensionierten, linierten Notizblatt – komplett mit Lochrand. Über den Baumwipfeln steht in kleiner Handschrift: „I don’t feel like talking.“ Die monumentale Landschaft trifft auf eine beiläufige Müdigkeit, fast wie ein persönliches Geständnis.

Kunath bricht Pathos nicht, er präzisiert es: Der Satz wirkt wie ein innerer Reflex gegenüber einer überwältigenden Welt. Das Bild wird zu einer emotionalen Topografie – ein Ort, an dem Zurückhaltung, Weite und Selbstironie zusammenfallen. So zeigt Kunath, dass Melancholie nicht nur Tragik ist, sondern auch Schutzraum, Beobachtung und ein leiser Witz über uns selbst.

  • acrylic and colored pencil on canvas

  • 182,8 x 152,4 cm

  • Unikat